Baptistische Tauftheologie

Mein Verständnis und meine Darstellung

Meine Auseinandersetzung mit dem eigenen baptistischen Taufverständnis richtet sich nach mehreren Seiten.
(1) In meinem 40-jährigen Dienst als Pastor von Baptistengemeinden in der Schweiz, in Österreich und Deutschland war ich immer wieder davon irritiert, wie wenig ambitioniert die theologische Beschäftigung mit dieser Frage in den Gemeinden tatsächlich ist. Oft begnügt man sich damit, die „richtige“ Taufe zu haben. Gelegentlich wird unter Theologen seufzend festgestellt, dass zu viele nur eine „Theologie des Taufzeitpunktes“ hätten. Diese Beobachtung war mir immer ein Anreiz dafür, mich in das Thema zu vertiefen.
(2) Im ökumenischen Gespräch wird die baptistische Sichtweise oft vorschnell abgetan: Sie sei eine modernistische und individualistische, die nur vom Menschen und seiner eigenen Entscheidung ausginge. Dieses Urteil ist in vielerlei Hinsicht falsch und verlangt immer wieder neu nach Versuchen, die baptistische Tauflehre theologisch würdig zu vertreten.
(3) Im Laufe meines Dienstes wurde es mir zunehmend wichtig, dass wir die „Glaubenstaufe“ nicht wichtiger nehmen dürfen als Gottes Geist es offenkundig tut. Er schafft unverkürzten, aktiven und hingebungsvollen Glauben unter Christinnen und Christen, die als Säuglinge getauft wurden, in gleicher Weise wie unter solchen, die bewusst die Glaubenstaufe an sich vollziehen ließen. Mein Artikel enthält daher auch einen Appell, die starre „geschlossene“ (nur glaubensgetauften Menschen offenstehende) Mitgliedschaft aufzuweiten und aufzubrechen.

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Sätze zum baptistischen Taufverständnis

Impulse für ein theologisches Gespräch in der AcK Bayern 2008

Die Taufe ist das Zeichen, mit dem sich ein Mensch ein für allemal auf die Gnade festlegen lässt (E.Jüngel).
Nach baptistischem Verständnis gehört die Taufe an den Ort im Leben eines Menschen, an dem das Werben Gottes durch das Evangelium einen Widerhall im Menschen, d.h. Glauben gefunden hat. Dafür wird in der Katechese oft folgendes Bild verwendet: Ein junger Mann wirbt mit glühendem Herz um eine Frau. Wenn seine Liebeserweise Gegenliebe geweckt haben, wird der Liebesbund in der Hochzeit besiegelt. Der Bräutigam steht für Gott, die Frau für den von Gott gesuchten und umworbenen Menschen. Die Hochzeit ist das Bild für die Taufe.

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Assoziierte Mitgliedschaft.

Ein Zwischenbericht über die Diskussion zum Thema „Taufe und Mitgliedschaft“ im Bund der Baptistengemeinden in Österreich.

Im Jahr 1999 nahm ein Arbeitskreis Bundesverständnis im Bund der Baptistengemeinden in Österreich (BBGÖ) seine Arbeit auf. Ziel und Aufgabe war es, die Zusammengehörigkeit im Gemeindebund zu stärken und die Frage auszuloten, wie viel Gemeinsamkeiten er braucht und wie viel Unterschiedlichkeit er verträgt. Es ging um mehrere Themen, die damals virulent waren: baptistische Identität, Bibelverständnis, Bundesgemeinschaft und Ortsgemeinden, der Dienst der Frau, Leitungsverständnis und das Thema, für das ich federführend verantwortlich war: Taufe und Mitgliedschaft.
Bezüglich des letztgenannten Themas lautete die Aufgabenstellung: „Können Menschen, die im Rahmen ihrer Kirche zum Glauben gekommen sind und diesen Glauben in der Konfirmation bewusst bekräftigt haben und seither aktiv bewähren und leben, ohne Taufe (d.h. Bekenntnistaufe im baptistischen Verständnis) aufgenommen werden, wenn sie sich prinzipiell dem baptistischen Taufverständnis zugewandt haben? Andersherum gefragt: Ist es im Sinn der Bibel, die ja die Taufe als geistliches Einstiegsgeschehen lehrt, dass die Taufe in jedem Fall „nachgeholt“ werden muss, selbst dann, wenn die Betroffenen dadurch in innere Bedrängnis geraten und die Taufe nur als formalen Akt bedingt durch einen Konfessionswechsel erleben?“
Der hier hinterlegte Zwischenbericht aus dem Jahr 2003 ist ein zeitbedingter Schritt am Anfang des Weges, identitätstragende Elemente der eigenen Geschichte anzutasten und theologisch zu hinterfragen und im Hinblick auf veränderte Wirklichkeiten neu zu ordnen.

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Die Säuglingstaufe

Ihre theologische Wertigkeit aus täuferischer Sicht

Hilfe zur Einordnung der folgenden Stellungnahme für unsere ökumenischen Leser und Leserinnen: Die innerbaptistischen Gespräche über die Tauffrage sind kompliziert und emotional befrachtet. Das kommt natürlich aus der eigenen Geschichte und rührt an die Frage der eigenen Existenzberechtigung. In den Anfängen der Täuferbewegung zur Zeit der Reformation wurden viele Männer und Frauen dieser Bewegung um ihrer Überzeugung willen verfolgt und getötet. Obwohl die Täufer historisch älter sind als die Baptisten, sehen wir sie als unsere Vorväter und -mütter und identifizieren uns mit ihrem Schicksal. Bis in die jüngere Vergangenheit hinein, die ich noch miterlebt habe, herrschte Feindseligkeit aus der Gesellschaft und den Großkirchen gegen Gemeinden, welche die Glaubenstaufe praktizieren. Wenn man also heute an der fraglosen „Richtigkeit“ der baptistischen Taufüberzeugung rüttelt, rührt man Emotionen auf, als falle man den früheren Trägern und Trägerinnen unserer Tradition in den Rücken und erkläre ihre persönlichen Opfer für unnötig oder gar irregeleitet. Um heute ein Umdenken oder eine Horizonterweiterung in dieser Frage zu erreichen ist es unumgänglich, den Wert der eigenen Überzeugung, der eigenen Geschichte und des Zeugenmuts der Altvorderen nicht zu beschädigen. Gleichzeitig muss man herausarbeiten, wie sich die heutige Situation im Vergleich zu damals verändert hat. Meiner Überzeugung nach besteht heute eine größere Verantwortung dafür, die Kräfte der Christenheit zu bündeln und bestehende Abgrenzungen selbstkritisch zu überprüfen, als dies in früheren Generationen der Fall war. Die folgende Abhandlung geht nicht auf alle diese Aspekte ein. Sie ist eine Momentaufnahme aus einem Prozess, der in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) München-Holzstraße, in Bewegung gekommen ist und zu einigen Erschütterungen bis hin zu Austritten geführt hat.

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