
Der Begriff „glauben“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch mit einer Hypothek belastet. Denn seine alltägliche Verwendung bezieht sich mehrheitlich auf Sachverhalte, die man nicht sicher weiß und auf Meinungen, für die man keine faktische Begründung vorweisen kann. Es gibt ja diese leichtgewichtig und schnell hingeworfenen Sätze: „Ich glaube, morgen wird das Wetter wieder besser“ (stillschweigende Ergänzung: habe aber noch nicht in der Wetter-App nachgeschaut).
Doch das Vokabel „Glauben“ beschreibt auch eine völlig andere Erfahrung: die Entscheidung nämlich, einem anderen zu vertrauen – ohne Beweis zwar, aber im Hinblick auf das, was man von dieser Person weiß, nicht unbegründet. „Ich glaube dir“ können in die Tiefen der Existenz reichende Worte sein, etwa in einer Liebesbeziehung. Glaube dieser Art kann sogar Situationen entscheiden helfen, die auf dramatische Weise ein Lebensschicksal prägen, etwa, wenn ein Richter oder eine Richterin zu dem Schluss kommt: Ich glaube der Aussage dieses Menschen, obwohl man sie nicht zwingend beweisen kann.
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