
Das Matthäus und Lukas gemeinsame Überlieferungsgut aus der Spruchquelle Q
Als Bibelgelehrte des frühen 19. Jahrhunderts denjenigen Überlieferungsstücken ihre Aufmerksamkeit zuwandten, die Matthäus und Lukas gemeinsam haben und nicht aus dem Markus Traditionsgut stammen, fielen ihnen folgendes auf: Erstens gibt es eine erstaunliche Übereinstimmung in der Formulierung zwischen Matthäus und Lukas. Zweitens sind die Mehrzahl der Perikopen aus diesem Material bei Matthäus und Lukas in der gleichen Reihenfolge in ihre Evangelien eingebaut, obwohl sie bei Matthäus meist in zusammenhängenden Abschnitten konzentriert sind und bei Lukas eher einzeln und verstreut in den Text eingefügt sind. Daraus schloss man, dass dieses gemeinsame Überlieferungsgut aus einer schriftlichen Quelle stammen muss und es sich nicht um vereinzelte in Umlauf befindliche Traditionsstücke handelt. Eine solche Quelle ist uns nicht überliefert, d.h. ihre Annahme ist hypothetisch. Und wie jede andere Hypothese muss sie sich in der Weise bewähren, dass sie das erklären kann, was man in den Evangelien vorfindet. Bis heute hat sie sich die Annahme einer schriftlichen Spruchquelle weitgehend bewährt, obwohl im Detail manche Schwierigkeiten bestehen und offene Fragen bleiben.
Als man den Charakter dieser gemeinsamen Überlieferung von Matthäus und Lukas näher bestimmen wollte, fiel des weiteren auf, dass es sich in der großen Mehrheit um Sprüche Jesu handelt. Wunder und Gleichnisse kommen zwar vor, prägen aber den Gesamtcharakter nicht in gleicher Weise wie die Aussprüche, d.h. die lehrhaften Kernsätze Jesu. Daher nennt man bis heute diese angenommene schriftliche Sammlung „Spruchquelle“ oder „Logienquelle“. Sie wird in der Fachliteratur mit „Q“ für „Quelle“ abgekürzt.
Für uns als normale Bibellesende ist der Inhalt von Q am leichtesten fassbar, wenn wir an die Bergpredigt bei Matthäus denken.
Die Etappe
Predigt aus obiger Etappe: Matthäus 4,1-11 Die Versuchung Jesu in der Wüste
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Beilage 1: Graphik – Die Beziehung zwischen den synoptischen Evangelien (aus Wikipedia) – PDF Hier anklicken
Beilage 2: Näheres zur Forschungsgeschichte von Q
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Beilage 3: Synopse der Q-Überlieferung – auf der Basis der Synopse von S. Schulz – PDF Hier anklicken