Eine Osterpredigt von Ilse Wieser

Früher einmal hat das Lachen, das richtige, von Herzen kommende Lachen regelrecht zur Liturgie gehört. Als Ostergelächter bildete es im Mittelalter einen Teil des gottesdienstlichen Verlaufes an den Ostertagen. Begründet war dieser Brauch vermutlich im Osterpsalm: „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht; lasset uns freuen und fröhlich darinnen sein!“
Nach Askese, Trauer und Entbehrungen musste man sozusagen das Lachen wieder lernen und bekam dazu die Anleitung – in der Kirche! Am ersten oder zweiten Osterfeiertag hielt der Priester gewöhnlich eine Predigt, die derart mit lustigen Geschichten, herzhaften Anekdoten und anspielungsreichen Fabeln gespickt war, dass die ganze andächtige Gemeinde schließlich, auf diese Augenblicke schon gespannt, in ein schallendes, jubelndes Gelächter ausbrach. Teufel und Tod wurden hiermit öffentlich und förmlich – mitten im Gottesdienst – ausgelacht. Unsere mittelalterlichen Vorfahren haben es verstanden, die Osterfreude als Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen und sich von ihr mitreißen zu lassen. Die Ostergeschichte will uns zum Lachen reizen, weil sie eine ganz unerwartete Wendung genommen hat. Den Tod, das Ende haben wir erwartet, aber dem Leben und einem neuen Anfang sind wir begegnet.

Zum Anhören:

Zum Nachlesen: