Offenbar ist gerade Erntezeit und Weinlese. Die Arbeit drängt, damit die Reben nicht verderben. Wie üblich in der alten Welt wird vom Anbruch des Tageslichtes bis zum Einbruch der Dunkelheit gearbeitet.
Um zu verstehen, was Jesus im Gleichnis sagen will, müssen wir einiges über die Tagelöhner wissen und auch über den Lohn, den sie hier bekommen.
Der überwiegende Teil der Bevölkerung zur Zeit Jesu waren Bauern oder sie betrieben eine kleine Nebenerwerbs-Landwirtschaft für die eigene Versorgung. Vor vielen Jahrhunderten hatte es durch das Gesetz des Mose eine gute Regelung gegeben: Jeder Israelit hatte ein Stück Erbland, das er nicht verlieren konnte. Wenn er es durch Überschuldung verlor, musste es nach 7 oder 49 oder 50 Jahren zurückgegeben werden. Das war ein intaktes Sicherungsnetz gegen die Verelendung.Diese Gesellschaftsform war in den
Tagen Jesu aber schon lange überholt. Viel Land war in den Kriegen und durch die Politik an die Könige und ihre Günstlinge gefallen.
Es bedurfte nicht viel – eine Missernte oder ein Unfall oder Krankheitsfall – und ein Bauer geriet so in den Sog von Schulden, dass er ein Darlehen aufnehmen musste. Wucherzinsen bis zu 48% waren an der Tagesordnung. Meist endete es so, dass er sein Stück Land aufgeben musste. Das war der Schlusspunkt auf dem Weg ins Elend. Er konnte sich ab da nur mehr als
Tagelöhner verdingen. Besonders zu Erntezeiten bestand die Chance, etwas zu verdienen und für die mageren Zeiten auf die Seite zu legen. Er konnte aber nie sicher sein, ob er Arbeit fand. Ihr Überleben hing also davon ab, dass sie dann, wenn eben besonders viel Arbeit auf den Feldern oder den Weinbergen anfiel, wie der vorliegenden Geschichte geschildert, unbedingt eingestellt wurden.

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